Als Frau Orgasmus vortäuschen
Ist das sinnvoll?
Auf Instagram startete ich die Umfrage, ob sie schon einen Orgasmus vorgetäuscht haben. Es antworteten Männer und Frauen. Und in der Tat finden sich unter den JA-Antworten auch Männer. Das Gesamtergebnis zeigte sich wie folgt:
46 % JA – 54 % NEIN
Und auch ich habe schon vorgetäuscht. Nicht in einer Beziehung, aber doch das ein oder andere Mal bei einem One-Night-Stand, wenn die Bekanntschaft gar so Orgasmus-ambitioniert war. *schwitz*
Als kleine Einleitung zum Thema zitierte ich aus dem wundervollen kleinen Sexbuch von William Ashoka Ross:
Einen Orgasmus vorzutäuschen ist die schlimmste Form des Betrugs, obwohl es fast jeder tut. Es schafft eine innere Trennung zwischen dir und deinem Geliebten. Aber entscheidend ist, dass Du den Kontakt mit deinen eigenen Gefühlen verlierst, wenn Du dich auf die Gefühle deines Partners konzentrierst. Einen Orgasmus vorzutäuschen kann es beinahe unmöglich machen, einen zu haben. Du tust vielleicht deinem Liebhaber nicht weh, aber Du tust dir selbst garantiert weh.
William Ross geht als Mann in seinem Text davon aus, dass nur Frauen Orgasmen vortäuschen würden. Doch meine Umfrage zeigt etwas anderes.
Die Gründe, einen Orgasmus vorzutäuschen sind recht überschaubar.
Da mit dem Orgasmus oft das Ende des Liebesspiels besiegelt wird, ist es die „galante“ Art zu zeigen, dass man fertig ist, ergo: Keine Lust mehr hat.
Der Vortäuscher erspart sich allerdings, zu sagen, dass er/sie keine Lust mehr hat.
Ein weiterer Grund kann sein, dem anderen das Gefühl zu geben, ein guter Liebhaber zu sein. Vielen Männern ist es wichtig, die Frau zum Orgasmus zu bringen,… und SIE wollen das schaffen. Sie mögen es bspw. nicht, wenn sich die Frau dabei selbst befriedigt oder ihn mit ihrer Hand unterstützt.
Und so verkrampft wie es sich liest, ist es dann meist auch. Für einen solchen Mann ist der Orgasmus kein Höhepunkt, der kann aber nicht muss, sondern Pflichtprogramm für das eigene Selbstwertgefühl.
Das eigene Selbstwertgefühl über den anderen aufwerten zu wollen, geht meist in die Hose – egal womit.
Fallen dir noch Gründe ein? Dann kommentiere gerne unter diesem Beitrag.
Die Frage, die ich mir aber in allen Situationen stelle ist:
Was würde die Liebe tun?
Eines ist natürlich offensichtlich, so wie es auch William Ashoka Ross schreibt:
Einen Orgasmus vorzutäuschen ist eine Lüge. Und die Lüge trennt uns immer von der Liebe, von der Verbindung.
Daher würde die Liebe nicht lügen.
Die Liebe hat die Kraft, zu sich zu stehen und sich nicht zu verleugnen oder zu verbiegen. Das bedeutet konkret: Sie wäre in der Lage, dem Partner zu sagen:
Du, ich würde jetzt gerne eine Pause machen, oder:
Du, für mich ist es gerade gut. Lass es uns für heute beenden. Es war sehr schön mit dir und ich habe jetzt keine Lust auf einen Orgasmus hinzuarbeiten. Das fühlt sich anstrengend an.
Dazu hätte sie natürlich kein schlechtes Gewissen. Sie würde den anderen sehen, vielleicht auch seine Enttäuschung und sie traut ihm dennoch zu, selbst mit dieser Enttäuschung umgehen zu können.
Klar ist: Sie stellt ihre Wahrhaftigkeit vor die Möglichkeit der Lüge und damit der Trennung.
Es geht nicht um den Orgasmus oder nicht. Es geht um Wahrhaftigkeit.
Wie oft schlafen wir mit unserem Partner aus Gefälligkeit?
Wie oft sagen wir nicht, was wir wirklich wollen, nur um ihn nicht zu enttäuschen?
Wie lange schon, machen wir dieses Spiel mit, weil wir das Gefühl haben, jetzt können wir nicht mehr ehrlich sein?
Eines muss uns klar sein: Diese Flunkereien trennen uns voneinander! Und das, was wir eigentlich erreichen wollen, nämlich Harmonie und Verbindung, findet gerade nicht statt.
Du verleugnest dich – und das Doofe daran ist: Er wird seine Fähigkeiten, dich zum Orgasmus zu bringen nie verbessern können, wenn er immer glaubt, es ist richtig, so wie er es tut.
Wenn wir wirkliche Nähe, innige Verbindung und eine lebendige Beziehung leben möchten, in der wir uns sehen, dann dürfen, nein, wir müssen all unsere Masken fallen lassen und uns damit wahrhaftig begegnen. 😉
Der Preis für Wahrhaftigkeit kann sein, dass der andere damit (noch) nicht umgehen kann.
Der Preis für die Maske ist Einsamkeit. Denn: Woher willst Du wissen, dass der andere dich so annimmt, wie Du bist, wenn er dich gar nicht sehen kann?
Die Chance der Wahrhaftigkeit ist innige Nähe, tiefe Verbindung, Lebendigkeit und Erfüllung.
Die „Chance“ der Maske ist, etwas aufrecht zu erhalten, was nicht echt ist. Wie sinnvoll das ist, muss jeder für sich selbst bewerten.
Während meiner Zeit im Escortservice haben Männer nicht so viel Geld für mich bezahlt, weil ich ihnen das perfekte Schauspiel geliefert habe. Mein Antrieb damals waren echte Begegnungen, weshalb mir ein vorheriges Kennenlernen wichtig war – ebenso wie ein Foto und diverse Parameter.
Meine Ehe ist heute deshalb glücklich, weil wir uns begegnen. Ich verstecke nichts vor ihm und er nicht vor mir. Dafür begegnen wir uns urteilsfrei.
Zur Liebeskunst gehört Wahrhaftigkeit. Und ja, Liebe ist eine Kunst, die wir lernen dürfen.
Am 25.1. startet der Kurs Liebeskunst für eine kleine Gruppe bewusster Frauen. Ruft es dich zu mehr Wahrhaftigkeit deiner Selbst?