Wenn der Ehepartner Sex verweigert  

Ist Sex in der Ehe Pflicht?

Immer wieder, wenn ich über die schönen Dinge des Liebeslebens schreibe, erreichen mich Nachrichten und Kommentare von Menschen, deren Partner sich auf körperlicher Ebene komplett zurückgezogen hat.

Und dabei geht es nicht nur um Sex. Auch Zärtlichkeit, Berührung, Streicheleinheiten, Kuscheleinheiten, Umarmungen und Küsse werden verweigert.

Das kann für den Zurückgelassenen sehr quälend sein.

Ich werde in diesem Artikel aufzeigen, dass es unterschiedliche Wege der Betrachtung und des Umgangs damit gibt. Am Ende darf jeder Mensch für sich selbst die Entscheidung treffen, wie er langfristig damit umgehen mag – oder eben auch nicht.

Ich schreibe auch diesen Artikel im generischen Maskulin. Das Phänomen, das ein Partner sich dem anderen versagt, betrifft beide Geschlechter. Nur ist es eher en vogue, dass Männer darüber berichten, die Frau wolle nicht mehr. Für eine Frau kann der Schmerz unfassbar größer sein, darüber zu sprechen, der Mann wolle nicht mehr, wo man Männern doch unterstellt, sie würden immer wollen und können. 

Legen wir los: 

1. Akzeptiere es! (LOVE IT) 

Akzeptieren es – ohne Widerstand! 

– „Was soll ich? Es gefällt mir doch gerade nicht! Ich will doch gerade nicht, dass es so ist!“ 

Ja, es ist oft das Problem von uns Menschen. Wir sind ständig im Widerstand. Wir stehen im Stau und finden das blöd. Wir möchten in die Apotheke und die hat geschlossen. Wir möchten feiern gehen und sind krank. 

Manche Dinge sind, wie sie eben sind. Was wir in diesem Kontext Beziehung und Ehe endlich begreifen dürfen ist: Wir verändern den anderen nicht, wenn wir es wollen! 

Ihr habt keine Eltern-Kind-Beziehung, in der der andere erzogen werden muss. Drohungen, Nörgeln, Bestechen oder auch Belohnung ist eine sehr kurzfristige Art, das Verhalten des anderen zu beeinflussen. Und selbst das gelingt oft nicht. 

Was also kannst Du tun? Du kannst – egal welche Gründe der andere angibt – es im ersten Moment akzeptieren wie es ist. UND Du kannst den anderen trotzdem weiter lieben, denn wahre Liebe ist bedingungslos. 

Du wünschst dir ausserdem vom anderen, dass er gibt, weil es ihm selbst ein inneres Bedürfnis ist und nicht, weil Du glaubst Anspruch zu haben, oder? Viele würden dem sofort zustimmen: Natürlich hat einer keinen Anspruch auf Sex! Sex muss immer freiwillig sein.

Aber wie sieht es mit Zärtlichkeit, Kuscheln und Streicheleinheiten aus? 

Auch was Zärtlichkeiten betrifft, möchtest Du, dass der andere mit ganzem Herzen dir diese Liebkosungen zukommen lässt und nicht, weil Du das jetzt erwartest, richtig? Wäre es nicht viel verletzender, der andere berührt dich, obwohl er gar keine Lust dazu hat und nur damit Du Ruhe gibst und dich besser fühlst? Wäre das nicht die größere Lüge?  

Was also nützt das Fordern und Verlangen? Du läufst nur Gefahr, belogen zu werden, wenn der andere deinen Forderungen nicht länger stand hält. 

Daher: Schließe aus ganzem Herzen Frieden mit der Situation. Hör auf zu nörgeln, zu fordern, zu betteln. 

 
2. Fang bei dir an! (Change it)

Fang bei dir an, bedeutet nicht, dass Du schauen sollst, ob alles an dir o.k. ist, sondern, dafür zu sorgen, dass es dir gut geht. 

Vom eigenen Ehepartner abgelehnt zu werden, kratzt bei vielen Menschen massiv am Selbstwertgefühl. Allen voran, wenn dieses bislang über das Außen gefüttert wurde. 

Das eigene Selbstwertgefühl sollte aber niemals vom Außen abhängig sein – auch nicht vom Ehepartner. Der Ehepartner ist nach meinem Dafürhalten auch nicht dafür zuständig, das Selbstwertgefühl des anderen zu stärken.

Hat man einen Ehepartner, der einen aufrichtig und bedingungslos liebt, passiert das unweigerlich, doch viele sind zu dieser Art der Liebe gar nicht in der Lage. Und wenn wir ehrlich sind, bist Du das auch nicht. Denn würdest Du dich selbst aufrichtig und bedingungslos lieben, würdest Du keine Bestätigung von deinem Partner brauchen. 

Du würdest somit etwas von ihm verlangen, wozu Du selbst nicht bereit und in der Lage bist. Daher kommt ich zur Überschrift zurück: Fang bei dir selbst an! 

Führe ein Leben, das dich unendlich glücklich macht und in dem dein Glück nicht vom Goodwill deines Partners abhängt. 

Stell dir vor:

1. Wie wirkst Du auf deinen Partner, wenn Du als ewig nörgelnder Trauerkloß an seinem Rockzipfel hängst und bettelst wie ein kleines Kind? 

2. Wie wirkst Du auf einen Partner, wenn Du strahlend vor Glück das Haus verlässt, deinen Aktivitäten nachgehst, großartig aussiehst und dich deines Lebens erfreust? 

Damit will ich dir keine Hoffnung machen, dass er im 2. Beispiel sicher wieder auf dich zukommt, aber die Wahrscheinlichkeit steigt, dass es so ist. Und zum anderen: Wenn Du es geschafft hast, dich glücklich zu machen aus ganzem Herzen, wird es dich sehr viel weniger interessieren, ob der andere glaubt, sich dir gegenüber erbarmen zu müssen. Das hast Du gar nicht nötig. 

3. Trenne dich! (LEAVE IT) 

– „Was? Ich soll mich trennen?“

Schau, wenn Du die ersten zwei Schritte aus ganzem Herzen angewandt hast. Wenn Du zu 100% die Situation akzeptiert hast. Wenn Du dich zu 100% selbst glücklich gemacht hast. Und wenn dennoch ein Schmerz in dir bleibt, der sich etwas anderes für das eigene Leben wünscht, dann darfst Du eine Entscheidung treffen. 

Es ist nicht so schwer. 

Denn in diesem Fall, darfst Du dir die Frage stellen, ob DU nun langfristig dein Herz verraten möchtest, wenn Du auf Nähe, Zärtlichkeit und Sexualität verzichtest. 

Und diese Frage kannst Du dir nur selbst beantworten. 

Du kannst ewig leiden, Du kannst ewig nörgeln und jammern und am Ende krank werden, weil Du es nicht schaffst, dich mit der Situation wirklich aus ganzem Herzen abzufinden. Und wenn dein Partner sich zu absolut nichts zu bewegen lässt und wenn dein Partner keinerlei körperlichen Kontakt zu dir möchte, musst Du nicht passiv am Abstellgleis warten und hoffen, dass doch irgendwann ein Zug kommt. 

Du hast die Wahl wie Du dein Leben leben möchtest. Und Du bist auch in der Verantwortung, Entscheidungen für dein Leben zu treffen. 

4. Und was ist mit Reden?!?!

Ich bin in diesem Artikel davon ausgegangen, dass ihr das schon getan habt. Ihr habt also schon geredet – am besten im Sinne der gewaltfreien Kommunikation nach Rosenberg – und das einzige, das Du vom anderen erhalten hast ist: 

Ich habe einfach keine Lust mehr.

Ich brauche das nicht mehr. 

Ich war noch nie der Typ dafür. 

Ich will meinen Körper für mich.

Es macht mir einfach keine Freude.

Und wenn der andere keinerlei Interesse daran hat, noch genauer hinzuschauen und wieder in Körperkontakt zu kommen, bist Du in einer Pattsituation. Es geht nicht weiter.  

Was machst Du dann? Dann beginnst Du damit, dir diesen Artikel noch einmal von vorne durchzulesen. 

Was glaubst Du, ist der herausforderndste Schritt? Eins, zwei oder drei?